Freitag, 4. Mai 2018

Wanderung zur Laffitova Aussicht und Radischken

Ein Gastbeitrag von Björn Ehrlich, Zittau-Hörnitz


Es gehört ein wenig Fingerspitzengefühl dazu, den richtigen Zeitpunkt zu erwischen, um besondere Naturereignisse zu erleben. z.B., die blühenden Hecken und die Kuhschellen am Kahlen Berg (Lysá hora) bei Kundratitz (Kundratice) im Böhmischen Mittelgebirge (České středohoří). Die ganze Gegend von der Tetschner Aussicht am Langen Berg (Dlouhy vrch) bis zum Radischken (Hradiště) ist eine Zauberlandschaft mit herzerweichenden Aussichten und so haben wir uns eine Wanderung gebastelt, die diese Gegend wunderbar zur Geltung kommen lässt. Als Ausgangspunkt für die Tour haben wir uns Pohorschan (Pohořany) ausgesucht.

‚Im Westen von diesen genannten Bergen [gemeint sind Gelst und Littaisch] und im Norden der Kreisstadt Leitmeritz zieht sich von Pohořan nordwärts bis Babina ein mit abwechselnden Erhöhungen und Vertiefungen fast eine Meile weit gekrümmter Bergrücken, der lange Berg genannt. An der Südseite erhebt er sich gleich oberhalb von Pohořan steil, und bildet eine niedrige Kuppe Rabenstein genannt, von welcher man durch einen Einbug auf die größte Erhöhung desselben, den Kreuzberg, gelangt; ziehet sich dann mit einem breiten Rücken immer mehr nach Norden, bis er sich oberhalb Taschow in einen isolirten, kegelförmig zugespitzten Hügel endigt. Seiner Breite nach ist er minder ausgedehnt; denn ostwärts verflächt er sich gegen den bei Rübendörfel entstehenden und bei Třebautitz in die Elbe fallenden Bach; an der Westseite gegen Babina zu, wo er sich an das bei Hlinay befindliche Kegelgebirge anschließt.‘ [Laurenz Albert Dlask, ‚Versuch einer Naturgeschichte Böhmens...‘, 1822]

Dieser von Dlask beschriebenen Linie folgen wir von Pohorschan bis Hlinay (Hlinná) und treffen auf dieser Strecke auf einen alten Bekannten, den Kegelweg. Dieses Teilstück führt über den gleich zu Beginn einsetzenden Steilanstieg über den Rabenstein zum Kreuzberg. Auf dem Felsblock des Rabenstein - ein Vorsprung des Kreuzberg (Křížový vrch) - befindet sich die Laffitova Aussicht, die einen ersten großartigen Ausblick auf die Gegend um Leitmeritz (Litomerice) gewährt. Trotz schönsten Sonnenscheins bleibt aber die Aussicht während des gesamten Tages von Dunst getrübt, so dass die imposanten westelbischen Kegelberge sich nur schemenhaft verschämt daraus abheben. Was nebenbei gesagt durchaus seine Reize hat, insbesondere, wenn man die großartige Kulisse von früheren Besuchen her kennt.

Zunächst ist man natürlich enttäuscht, wenn man bei der Tetschner Aussicht den Kamm des Langen Berges verlässt, in offenes Gelände tritt und vergebens dort, wo sie nach unserer Erinnerung sein müssten, nach den hohen Kegelbergen Kletschen (Kletečná), Milleschauer (Milešovka) und Lobosch (Lovoš) Ausschau hält. Bei der Tetschener Aussicht orientiere man sich an den Gegebenheiten, denn der Weg führt durch ein weiträumiges Weidegelände, welches man u.U. umlaufen sollte. Auf jeden Fall versuche man, die Ortsverbindungsstraße zwischen Babina und Welbine (Lbín) zu erreichen, denn von dieser führt ein Wiesenpfad zwischen den Koppeln hindurch direkt zum Kahlen Berg.

Die beeindruckende Aussicht vom Kahlen Berg lässt keine andere Wahl, als hier eine längere Pause einzulegen. Eingebettet in dem lieblichen Tal zwischen Kahlen Berg und Aarhost (Varhošť) liegt die schöne Sommerfrische Kundratitz, östlich gelegen die mächtige Abbruchkante des Radischken. Jetzt zeigen sich auch andeutungsweise die Kegelberge des westlichen Mittelgebirges, bloß mit der Baumblüte liegen wir wieder daneben. Die Knospen der Schlehen sind zum Platzen prall, aber eben noch nicht offen. Dafür blühen die Kuhschellen, wegen derer wir eigentlich hergekommen sind. Man folge dem Grat auf dem Kahlen Berg ein Stück südwärts, von wo man über die verstreuten Basaltspitzen - die Schulmeistersteine - einen pittoresken Blick auf Kundratitz und den Aarhorst erlebt.

Kann eine Wanderung schöner sein, wenn der nächste Flecken für eine längere Rast sich schon auf Sichtweite befindet? ‚Südöstlich von Hlinay erhebt sich der bequem zugängliche, basaltische Radischken (543 m). Ein gestrecktes u. mit Ausnahme der O-Seite schroff abfallendes, vom Nemschner Rücken auslaufendes Plateau, dessen Lehnen theils von losem, theis wallartig gehäuftem Gesteine bedeckt sind, u. das seit 1893 eine v. Leitm. M.-G.-V. err. Schutzhütte trägt.‘ (Dr. Hantschel, Nordböhmischer Touristenführer)

Wie von so vielen anderen (z.B. auf o.g. Rabenstein), ist auch von dieser Schutzhütte nichts mehr vorhanden, dafür ein gewaltiges Panorama, was in aller Ewigkeit niemand zerstören kann (obwohl man auch dies heutzutage, ohne Namen zu nennen, auch nur mit einem gewissen Vorbehalt behaupten kann). Nach kurzem Abstieg vom Radischken vollzieht sich der Rückweg nach Pohorschan, den Taleinschnitt des Langen Berges folgend, begleitet durch das sanfte Frühlingsgrün. Im Gegensatz zum Kahlen Berg und zum Radischken stehen die Bäume hier in voller Blüte. Ein Höhenunterschied von 200 m und die geschützte Lage machen sich eben bemerkbar.

Die GPS-Daten zur Tour findet man hier.



In den Wäldern um den Kreuzberg





Laffitova Aussicht



Am Kahlen Berg




Kuhschelle





Auf dem Radischken. Der Milleschauer ist erkennbar (natürlich im Hintergrund)




Rückweg nach Pohořan durch eine frühlingshafte Landschaft








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