Montag, 25. September 2017

Wanderung zum Spitzberg bei Binowe (Nordböhmen)

Ein Gastbeitrag von Björn Ehrlich, Zittau-Hörnitz

Bei der Vorbereitung einer Wanderungen bemühe ich mich schon, wichtige Informationen über die Gegend, die wir besuchen möchten, aus der verfügbaren Literatur beizuziehen. Obwohl wir resümieren können, dass uns die absolvierte Wanderung ein ausgesprochen schönes Landschaftsbild bot, sieht es doch mit informativer Lektüre dazu recht ärmlich aus. Selbst Dr. Hantschel, der nun wirklich jede Ecke Nordböhmens durchforstet zu haben scheint, geht über das Gebiet um Hummel (Homole u panny)/ Proboscht (Proboštov ) / Binowe (Byňov) recht oberflächlich hinweg. Eigentlich gibt es dafür nur eine Erklärung: man kann in dieser formidablen Landschaft nicht jeden Winkel beschreiben, man muss sich einfach hinbegeben, ihn selbst erforschen und sich überraschen lassen. Aber scheinbar hat sich wenigstens Amand Paudler von dieser Gegend inspirieren lassen, als er seine Laudatio auf Nordböhmen schrieb

'Berge und Hügel von mannigfaltiger Gestalt, blühende Thäler, wilde Gründe, groteske Felsen, prächtige Aussichten, bequeme Verbindungen zu Wasser und zu Lande, mäßige Preise, ein arbeitsamer, fleißiger und zielbewußter Menschenschlag, in Dörfern und Städten große Liebe zur heimischen Natur - wer in ein solches Land kommt, dem mag es schon auf einige Tage oder Wochen gefallen, und wenn er abreist, so freut er sich schon auf das Wiederkommen.'

Diese Schilderung passt gut zu unserer heutigen Tour. Schon bei der Anreise auf teils holprigen engen Straßen fällt unser Blick in diese Täler. Wir passieren solche idyllischen Weiler wie Naschowitz (Náčkovice), Klinge (Klínky), Taucherschin (Touchořiny), Luppitz (Hlupice) und Hasslitz (Haslice), bevor wir den Ausgangsort unserer Tour - Hummel - erreichen. Hummel war mir bereits bei einer früheren Tour als geeigneter Ausgangsort für eine künftige Unternehmung aufgefallen. Auf dem tschechischen Landkartenportal mapy.cz weckte dann die verlockende Bezeichnung 'Magnetovec' meine Aufmerksamkeit. Der Spitzberg bei Binowe wurde erst im Jahre 1992 durch einen Lehrpfad erschlossen. Vielleicht ist das der Grund, dass dazu keine weitere Literatur zu finden ist.

Von Hummel machen wir uns auf den Weg zur Planer Koppe (Pláň), ein kleiner Nebengipfel, der aus dem Kamm empor ragt. Was ist das? Der Gipfel ist umzäunt und auf dem oben befindlichen Wohnhaus weht die Staatsflagge Kanadas im Wind. Wie schön, der aussichtsreiche Gipfel ist passé für Otto-Normalverbraucher (alle Menschen sind gleich, manche sind gleicher als gleich und einige sind eben am gleichsten). Wie einer von vielen zieht sich nun der markierte Wanderweg von Großpriesen (Velké Březno) nach Lewin (Levin) über den Kamm am Matzenstein (Sokolí hřeben), der die Täler des Kreuzbaches (Luční potok) und des Hummelbaches (Homolský potok) von einander trennt. Aber was für ein Kamm! Obwohl er nicht die Höhe des Geltsch (Sedlo) erreicht, erinnert der Weg sehr stark an die Passage desselben, beidseitig steil abfallend, nach Norden hin besonders steil. An der Südseite reichen die Wiesen bis hinauf an den Kammweg, so dass sich von hier ein schöner Blick über den Talkessel von Hummel, Deutsch Welhotta und Proboscht bietet, die majestätische Jungfrau (Panna) ist immer ein attraktiver Blickfang. Hin und wieder zeigt sich im Norden auch der Zinkenstein (Buková hora) 

Wir verlassen den Kammweg an der Abzweigung zum Spitzberg, und folgen dem Lehrpfad um den Gipfel herum. Diverse Austritte auf den Felsen erlauben den Tiefblick ins Tal und hinüber nach Aussig. Höhepunkt ist natürlich der Pilzstein (Skalní hřib). Auf einer Informationstafel ist die Besonderheit des Naturdenkmals erläutert

'Errichtet im Jahre 1992. Fläche 6,3 ha. Im Felsblock auf den Abhängen des Magnetovec (521 m) über dem Tal des Homolský Potok ragt ein 6-8 m hoher Felspilz. Es ist ein Restteil des Lavaergusses, der aus zwei Ausgüssen des Basaltgesteins gebildet wurde. Der unten liegende Ausguss ist mehr porös, während der obenliegende vielmehr kompakter und verwitterungsbeständiger ist, so dass der dünne 'Fuß' und der massive 'Hut' gebildet werden konnten.'

Ein wahrlich bemerkenswertes Naturdenkmal. Über eine blumenreiche Sommerwiese, bald entlang eines schroff eingeschnittenen Bachlaufes wandern wir hinab zu dem kleinen Weiler Binowe am Fuße des Spitzbergs und weiter über Proboscht (Proboštov) zurück nach Hummel.

Die GPS-Daten zu dieser Tour findet man hier.



Aufstieg von Hummel auf den Kamm des Matzenstein, das auf einem Hügel erbaute Kirchlein von Hummel ist weithin sichtbar



Vom Kamm am Matzenstein überblickt man herrlich den Talkessel von Hummel, Deutsch Welhotta und Proboscht, die majestätische Jungfrau ist immer ein attraktiver Blickfang






Schöne Basaltformationen am Binower Spitzberg, Höhepunkt ist der Pilzstein








Herrlich blühende Sommerwiesen im Böhmischen Mittelgebirge um Binowe


Durch einen schroffen Taleinschnitt gelangen wir hinunter nach Binowe


Wie in Hummel thront die Kirche von Proboscht auf einer kleinen Anhöhe über dem Dorf


Auf dem Weg zurück nach Hummel, gegenüberliegend der lange Kamm am Matzenstein





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