Montag, 4. September 2017

Wanderung durch die Kühgründe zu Tropfstein, Tausendstückstein und Tschapkeule (Nordböhmen)

Ein Gastbeitrag von Björn Ehrlich, Zirrau / Hörnitz

Eine Region der Daubaer Schweiz, die mir bisher völlig unbekannt war, sind die Kühgründe. In den Wanderkarten sind kaum Wege verzeichnet, die durch ihre zerklüfteten Täler führen. Anders sieht das schon aus, wenn man einen Blick auf die Landkarte Josef Matouscheks wirft (4. Karte von oben) oder auf die Openstreetmap-Karte, die diese Region beschreibt. Damit kann man sein GPS-Gerät füttern und los geht es. Allerdings kann es leicht passieren, dass in dieser Gegend durch die vielen Windungen der Wege und Seitentäler die natürliche Orientierung verloren geht und man in die Irre läuft (wovon wir, trotz GPS-Gerät, reichlich Gebrauch gemacht haben). Das ist ja auch kein Wunder, denn in den Kühgründen versteckten sich die Bewohner der umliegenden Dörfer samt ihres Viehs, wenn gerade wieder einmal kriegerische Auseinandersetzungen im Gange waren. 

Dr. Hantschel vermerkt über die Kühgründe in seinem Nordböhmischen Touristenführer : 

'Diesen Namen führt das wild zerrissene u. waldverwachsene, schluchtenreiche Sandsteingebiet zw. Wobrok u. dem Wilschberg einers. u. zw. den Dörfern Skalken u. Hirschmantel anderers., eine wahre „Schweiz“ voll romantischen, jungfräulichen Reizes; die Gelegenheit zur Bergung von Vieh in Kriegszeiten hat ihnen den Namen verschafft'

Selbstverständlich soll bei so einer Tour dem Wunsche der Wanderfreunde nach dem einen oder anderen Glanzpunkt Rechnung getragen werden. So bieten sich auf dieser Wanderung die Felsenriffs um den Kosteletz (Reservat Kostelecké bory) und die Tschapkeule als eines der Wahrzeichen der Daubaer Schweiz an. 

Kurz vor dem Kosteletz verlasse man den Hauptweg und folge dem ausgeschilderten Stichweg entlang der Felsbarrieren zu dem uns bereits bekannten imposanten Formationen Tropfstein (Krápník) und Tausendstückstein (Tíscový kámen). Hier ist Gelegenheit für eine ausgiebige Rast. Der Tausendstückstein hat einen Überhang, unter dem wohl 1000 Schafe Platz finden könnten, mutmaßte Dr. Hantschel. Von hier folgt man ganz einfach dem Trampelpfad und erreicht alsbald wieder den Wanderweg, der uns weiter Richtung Tschap bringt. 

Tropfstein und Tausendstückstein sind bei weitem nicht die einzigen außergewöhnlichen Ausformungen in den Felsen. Auf einem unserer ungeplanten Abwege stießen wir auf weitere lauschige Örtlichkeiten, die sich Kenner der Gegend vor Ort sehr wohnlich hergerichtet haben. Kaum jemand wird sie hier aufstöbern (außer uns natürlich). 

Letztendlich gelangen wir zur Tschapkeule (Čáp=Storch), die jeder Liebhaber der Daubaer Schweiz sicher kennen wird, jener Felssäule, die einer Nadel gleich direkt am Felssturz des Massivs empor ragt. Das kleine umgebende Plateau nötigt den Wanderer geradezu, den Rucksack abzulegen, sich niederzulegen und den Blick über die Föhren und die Landschaft schweifen zu lassen. Die Mühen des ständigen und kräftezehrenden steilen Auf und Ab zu den Sandsteinkämmen und die ungewollten Umwege, welche wir heute hinter uns haben, sind für den Moment vergessen. Obwohl noch ein paar Kilometer bis zum Ausgangspunkt der Tour zurückzulegen sind, ist dies ein schöner Abschluss der Wanderung. Der schöne Weg nach Wobrok (Obrok) verlangt uns dann keine weiteren Anstrengungen mehr ab. Nur für das letzte Stück bis Domaschitz (Domasice) nehmen wir heute ausnahmsweise den kürzesten Weg über die asphaltierte Landstraße.

Die GPS-Daten zu dieser Tour findet man hier.



Von Domaschitz aus geht es zunächst durch sanfte Wiesen hinein in die Kühgründe




Auf den einsamen Pfaden der Kühgründe








  Neben den bekannten Felsüberhängen versteckt sich manch nobler Boofplatz in den Felsen


Tropfstein 


Tausendstückstein



 Skurrile Felsformationen am Kosteletz







Von der Tschapkeule bietet sich ein herrlicher Ausblick, z.B. zu Geltsch und Wilhoscht




Vorbildlich sanierter Fachwerkhof in Wobrok

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