Mittwoch, 6. April 2016

Auf dem Habichtsstein (Nordböhmen)

Ein Gastbeitrag von Rainer Gründel, Zittau-Olbersdorf

Über die Burg Habichtsstein hat sich leider nicht sonderlich viel überliefert. Die erste urkundliche Erwähnung, die sich mit einer gewissen Wahrscheinlichkeit auf diesen Sandsteinfelsen bezieht, datiert auf das Jahr 1295. Dort erscheint nämlich der Name Hynconis de Jestreby - und Jestreby ist bekanntlich der böhmische Name vom Habichtsstein...

Aber es ist durchaus möglich, daß die Burg erst im ersten Drittel des 14. Jahrhunderts erbaut wurde, deren spärlichen Reste man heute beim Besuch des Ortes Jestrebi besichtigen kann. Sie entstand neben einem Ort mit Namen Kruschina, aus der später Habstein wurde... 

Die adeligen Bewohner der Burg waren die Herren von Berka auf Duba (namentlich bekannt Heinrich Hlawatsch von Dubá), die - was gerade die Gründung von Ansiedlungen betrifft - sehr rührig waren. So geht auf sie auch die Gründung des Nachbarortes Mikenhan zurück (1376), deren "Kahlstein" wir regelmäßig "der Natur wegen" besuchen.

Anfang des 15. Jahrhunderts wurde die Burg ausgebaut und mit einer neuen Befestigung versehen - denn die Hussiten gingen um. Und auch ein bekannter Hussitenführer mit Namen Johann Roháč von Dauba (am 9, September 1437 in Prag hingerichtet) übernahm die Feste und nutzte sie als Verlies von bei Böhmisch Leipa im Jahre 1426 gefangener Lausitzer Söldnern. Wahrscheinlich saßen Sie in dem kelchförmigen Verlies der Hauptburg ein, die man im vorletzten Jahrhundert noch besichtigen konnte (eine Höhle im Sandstein, die nur oben eine kleine kreisförmige Öffnung hatte - ein Pendant kann auf dem Bürgstein besichtig werden). 

Nachdem das Prager Kompaktat das Hussitenunwesen beenden konnte (1433), machten sich sogenannte "Raubritter" auf dem Felsen bequem - aber nicht für lange. Denn im Jahre 1445 erschien eine Strafexpedition des Lausitzer Sechsstädtebunds um die Burg zu schleifen. Da sich aber der ehemalige Hussitenhauptmann Jan Smiřický für die Immobile interessierte, kaufte er sie für 400 Schock böhmischer Groschen von ihrem letzten Besitzer Czernik Berka von Dubá und bewahrte sie auf diese Weise vor der Zerstörung. 1474 stirbt dessen Witwe auf Burg Habichtsstein (Jan Smiřický wurde bereits 1453 wegen Verrats hingerichtet), was der Anlaß gewesen sein soll, daß deren Enkel (?) die Burg und die dazugehörige Herrschaft an Christoph Wartenberg verkaufte. Dessen Sohn Sigismund machte es sich wiederum noch bis zum Jahre 1505 auf der Burg gemütlich (wenn man das so nennen darf), bis sie nach dessen Tod nur noch wirtschaftlichen Zwecken diente und langsam aber stetig einzufallen begann. Auch diente der Felsen die nächsten Jahrhunderte als bequemer und billiger Steinbruch für die Bewohner der Umgebung. 1805 wurde der Burgfelsen dann so instabil, daß er quasi in zwei Teile zerbarst. Später folgten noch eine ganze Anzahl von Felsstürzen, welche die Hauptburg nun endgültig demolierte... Heute ist vom ehemaligen Burgfelsen - optimistisch geschätzt - nur noch etwa 1/4 vorhanden - und der Zerfall geht lustig weiter... 


Wie ein Schiff treibt der kümmerliche Rest der Felsenfeste Habichtsstein in der nordböhmischen Landschaft...


Die 1780/81 erbaute Kirche...


Dieser gemauerte Turm stammt aus der Neuzeit und kennzeichnet die Lage des nunmehr zugeschütteten Burgbrunnens...


Über ihn gelangt man auf den zugänglichen Teil des Felsens.


Hier befand sich mal ein mächtiges Tretrad, mit dessen Hilfe das Wasser aus dem Brunnen hochgezogen wurde.


Blick zum Kahlstein...


Blick zu den Bösigen


Felsstürze und Steinbruchbetrieb haben fast nichts von der Hauptburg erhalten - den dort brütenden Turmfalken (keine Habichte!) gefällts - denn sie haben hier ihre Ruhe...


Auf dieser ebenen Fläche befanden sich noch bis in das ausgehende 19. Jahrhundert Gartenanlagen der Bewohner von Habstein...





Blick zu den Bösigen...


Ein Rundgang um den kümmerlichen Felsenrest aus weichem Sandstein...








Ja, und unten, am Ortsrand, gibt es eine urige Kneipe...








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