Freitag, 8. Januar 2016

Wanderung zum Rotstein bei Löbau

Ein Gastbeitrag von Björn Ehrlich, Zittau-Hörnitz

Das Jahr ist noch jung, vom Winter keine richtige Spur, seit Wochen hängt meist eine Dunstglocke über dem Land. Das Wandern wollen wir aber nicht vernachlässigen, schon um die Form über den Winter zu halten. Also, was tun ? 

Suchen wir uns also ein Ziel, auf welches wir schon lange ein Auge geworfen haben, aber während der schönen Wandermonate nie in das Programm nehmen würden, z.B. den Rotstein bei Löbau. Warum, dazu später.

Der Rotstein ist eines der ältesten Naturschutzgebiete in Sachsen und wurde bereits 1912 begründet. Der Berg ragt solitär aus der Landschaft und ist weithin sichtbar. Schon Alfred Moschkau erkennt den Rotstein in seinem 1872 erschienenem Werk 'Löbau und dessen Umgebung' als einen herrlichen Aussichtsberg, 

'… denn unwillkürlich wird sich der Wanderer, wenn er an einem schönen Tage den Berg erklommen und auf seinem höchsten, nach Herschel 1404' hohen Gipfel steht, von freudigem Staunen ergriffen fühlen, wenn sich seinen lüsternen Augen, wohin er auch blicken mag, eine Welt aufthut, die nur mit einem kostbaren Blumenteppiche zu vergleichen ist, auf welchem Berge und Thäler, Städte und Dörfer, eine wohlthuende Abwechslung bietend, ringsumher gestreut liegen. … Die Königshainer Berge, Landskrone, Riesengebirgshöhen, Jauernicker und Zittauer Berge, Cottmar, die sorbischen Opferberge, an ihren Abhängen freundliche Städte und Dörfer, grüßen den Wanderer hier oben – doch man gehe selbst hin und sehe, wie schön des Schöpfers Welt'. 

Die von Moschkau beschriebene Aussicht ist heute leider durch Wald verstellt, aber der Aussichtsturm und der Berggasthof entschädigen den Wanderer in vollem Umfang (nicht heute bei Nebel und natürlich war der Gasthof geschlossen, was wir in dieser geschäftsfeindlichen Jahreszeit gern akzeptieren wollen). 

Die grandiose Aussicht, die von Moschkau gerühmt wird, ist allerdings erheblich gestört. Der Mensch hat leider arg eingegriffen in des Schöpfers Welt und zahllose Windparks verschandeln die herrliche Oberlausitz. 'Energiewende als Beitrag zur Erhaltung der Umwelt' sagen die einen, ich sage : 'Geschäftemacherei wird wie üblich über die Interessen der Natur und der Landschaftsästhetik gestellt'. Man muss schon sehr von moderner Industrieästhetik beseelt sein, wenn man diese ungetümen Windkraftanlagen in der Landschaft auch noch schön finden soll. 

Normalerweise bevorzugen wir für unsere Wanderungen die nordböhmische Landschaft. Dort finden sich eben noch Gegenden, die nicht so schonungslos durch die industriell ausgerichtete Landwirtschaft ihrer natürlichen Gestalt beraubt wurden, wie wir es hierzulande vorfinden. Es macht einfach keinen Spaß, kilometerlang auf den geradlinigen Betonwegen zu laufen, möglichst noch unter Windparks hindurch, und natürlich auf eigene Gefahr. Der Zauber der Landschaft ist weg und er kommt auch nicht wieder, trotz aller Förderprojekte für touristische Maßnahmen.

Wir haben die Wanderung in Deutsch Paulsdorf angetreten. Gleich hinter dem Dorf erhebt sich der Paulsdorfer Spitzberg, ein Standort für geologisch interessierte Mitbürger. Man ist erstaunt, welch steiler Anstieg zum Gipfelgrat des lang gezogenen Bergrückens hinauf führt. 

'Es ist ein langer scharfer Basaltrücken, welcher von Süden nach Norden streicht und aus hohen und dicken, von beiden Seiten gegeneinander convergirenden Säulen besteht. Der Basalt dieses 1153 Fuß hohen Berges enthält viel Olivin und Augit, sowie auch hin und wieder große Granitbruchstücke'. (Geognostische Beschreibung der preußischen Oberlausitz, theilweise mit Berücksichtigung des sächsischen Antheils, Ernst Friedrich Glocker,1857).


Natürlich wieder im Nebel, heute bei Deutsch Paulsdorf


Am Gipfel des Paulsdorfer Spitzberges




Seit 1815 war Deutsch Paulsdorf Grenzort zwischen Sachsen und Preußen; auf unserem Weg begegnen wir zahlreichen Grenzsteinen; hier am Fuße des Spitzberges



 In Sohland am Rotstein sind zwei schöne Windmühlen erhalten geblieben



Im Sohländer Schloss residiert die Gemeinde


Wer Kriege liebt, schuldet seinen Opfern zumindest ehrendes Gedenken; Gedenkstein unterhalb des Rotsteingipfels



Sächsischer Triangulationspunkt auf dem Gipfel des Rotstein


Der Aussichtsturm auf dem Rotstein, heute ohne Sicht



Endlich mal ein wenig Sonne, im Hintergrund der Löbauer Berg






Das Rotsteinmassiv




 Ewige Latscherei bei Windparkromantik





1 Kommentar:

  1. hallo mathias,
    danke für die vielen Beiträge und die immer wieder schönen Photos von den Wanderungen. Man sitzt hier in Wien den ganzen Tag vorm PC und könnte wirklich traurig werden bei den Photos.
    LG aus Wien - Peter

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