Samstag, 22. August 2015

Wanderung zum Komarower See

Ein Gastbeitrag von Björn Ehrlich, Zittau-Hörnitz

'Durch einen Aufsatz im S.B.B.-Septemberheft 1927 von Paul Hofmann erhielt ich erstmals Kunde vom Felsengebiete um Příhrazy bei Münchengrätz und seinem hervorragenden Glanzstücke: der Wotanskeule. Im Winter 1928 wanderte ein Bergfreund mit mir an einem trüben Dezembertage von Groß-Skal nach Příhrazy hinüber, um den so seltsam benannten Felsen zu suchen – und zu bewundern., denn unglaublich kühn, unnahbar und durch die Kraft ihres Aufbaus jedem andern unserer Sandsteinfelsen überlegen, erhebt sich die Kobyla 40 m hoch aus dem jungen Kiefernwalde eines reizvollen, südwestlich gerichteten Nebentales der Ktola-Schlucht.


Das Wort Kobyla bedeutet Stute. Der Fels zeigt nämlich von der Breitseite die Form eines schräg nach aufwärts gerichteten Pferdekopfes. Vom Talgrunde und noch mehr vom höheren Bergrücken aus gesehen gleicht der Fels einer wuchtigen Keule auf sehr schlankem Stiele. Deswegen wohl auch der Name Wotanskeule.'


Als ich diese Zeilen Manfred Kauschkas las, regte sich unmittelbar in mir der Wunsch, dieses Felsgebilde einmal selbst in Augenschein zu nehmen und einen Besuch mit einer Wanderung durch diesen Teil des Böhmischen Paradieses (Český ráj) zu verbinden.

Vom Parkplatz in Pschichras (Příhrazy) tritt man direkt in den Felsenzirkus ein. Ein Halbrund aus Felswänden taucht über den Wipfeln der Bäume auf. Die Wege führen durch die Abbruchkanten hinauf auf das Sandsteinplateau. Reste eines ehemals ausgebauten Steiges deuten den Pfad zur Kobyla an, die von einem Waldstreifen verdeckt wird. Die Felsnadel, ein Bruchstück, welches der Erosion des gewaltigen Sandsteinfeldes entgangen ist, ragt geschmeidig und erhaben aus dem Wald empor. Die Kobyla ist schon eine außergewöhnliche Erscheinung unter den 178 Felsgebilden, welche die Pschichraser Felslandschaft zu bieten hat. Die Sicherungsringe der Kletterer sind erkennbar und man kann sich den Wegverlauf zum Gipfel gut vorstellen.


Auch im südwestlichen Teil des Böhmischen Paradieses künden einige Burgen und Reste von der lebhaften Geschichte Böhmens. Kost, Walletschow (Valečov), Schergenstübchen (Drábské světničky) fallen einem da ein. Eine unscheinbare Felsenburg auf dem Weg Richtung Komarower Teich (Komárovský rybnik) bereichert diesen erlauchten Kreis, die Felsenburg Hynšta. Bis heute ist nicht bekannt, wann diese Feste am Ende eines kleinen Seitenkammes entstanden ist und wer diese Burg, von der noch einige in den Fels geschlagene Kammern erhalten sind, errichtet hat. Bekannt ist nur, das sich hier Böhmische Brüder während ihrer Verfolgung im 17. Jahrhundert versteckten.

Südlich der Pschichraser Felsen öffnet sich die Landschaft. Von ehemals 3 großen Fischteichen ist nur noch der Komarower See erhalten geblieben, in dessen Uferbereich einige Campingplätze betrieben werden. Landschaftlich ist es ein Kleinod, da der See von Sandsteinbänken gesäumt wird, teils sichtbar, teilweise verstecken sie sich im Kiefernwald.

Der Rückweg nach Pschichras war leider ein Schuss in die Hosen. Der gesamte östliche Teil der Pschichraser Felslandschaft ist mit einem Gatter eingezäunt. In der Annahme, dass dieser Zaun mal irgendwo enden muss, sind wir genau in die falsche Richtung gelaufen. Höchststrafe. Er endet nicht und nach einer bis dahin großartigen Tour laufen wir auf Umwegen etwas lustlos ins Ziel ein. Einzig einige Individuen aus Dam- und Muffelwild hinter dem Zaun riefen eine gewisse Aufmerksamkeit hervor. Inwiefern diese allerdings eine Gefahr für unser Leib und Leben darstellen, wie es mehrere Warnschilder versprechen, entzieht sich unserer Vorstellungskraft. 

Richtig wäre es gewesen, von Srpsko (Srbsko) den rot markierten Wanderweg einzuschlagen. Dann eben beim nächsten mal.


Die Felstürme der Pschichrasener Felsenlandschaft tauchen verschämt hinter den Wipfeln der Bäume auf


Der Stutenkopf (Wotanskeule) und seine Umgebung










An der Felsenburg Hynšta




Die Umgebung des Komarower Sees






Wie die Kuh vor'm neuen Tore


Verbote, Verbote ...



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