Dienstag, 13. Januar 2015

Schloß Münchengrätz (Mnichovo Hradiště)

Ein Gastbeitrag von Björn Ehrlich, Zittau-Hörnitz


Böhmen war ein wichtiger Schauplatz der europäischen Geschichte. Nach wechselhaften Machtkonstellationen geriet Böhmen nach der Schlacht am Weißen Berge endgültig unter die Herrschaft der Habsburger, bis es nach der Niederlage des Kaiserreiches 1918 durch die Bildung der Tschechoslowakei in einem neuen Staatsgefüge aufging. 

Böhmen ist reich an Zeugnissen der vergangenen Jahrhunderte. Zahlreiche Ruinen, Burgen und Schlösser finden wir auf seinen Territorien. Eine Reihe von Artikeln auf den Naturwunderseiten widmen sich den Burgen und ihren Überresten in Nordböhmen (Themen->Burgen->ältere Posts). Während die Auffindung dieser Stätten schon ein gehöriges Maß an Sachkenntnis und eine gewisse Leidenschaft zur Erkundung derselben erfordert, so sind die überwiegend gut erhaltenen Schlösser immer einen erlebnisreichen Ausflug wert. In loser Folge soll auf einige dieser Sehenswürdigkeiten hingewiesen werden.

Schloß Münchengrätz (Mnichovo Hradiště)

Münchengrätz liegt am Rande des Böhmischen Paradieses (Cesky Raj) und ist über die tschechische Autobahn R19/R35 schnell zu erreichen. Möchte man jedoch den Ausflug mit einem schönen Landschaftserlebnis verbinden, wähle man die Landstraße 227 von Böhmisch Aicha (Český Dub) nach Münchengrätz, die durch das herrliche Tal der Mohelka führt. Wegen der landschaftlichen Schönheit ist die Strecke auch unter Radlern sehr beliebt.

Das Barockschloss Münchengrätz wurde Anfang des 17. Jahrhundert errichtet und fiel bereits 1623 nach der Schlacht am Weißen Berge bei Umverteilung aller Werte (in diesem Falle nicht von unten nach oben, sondern auf herrschaftlicher Augenhöhe) an den Herzog von Wallenstein. Offenbar von einer gewissen Vorahnungen beschlichen, verkaufte Albrecht von Wallenstein 1627 dieses Anwesen an seinen Neffen Maximilian von Wallenstein, weshalb bei einer abermaligen gierigen Neuverteilung der Vermögenswerte nach Albrechts Ermordung 1634 der Besitz dem Geschlecht der Wallenstein erhalten blieb. Erst nach Ende des Zweiten Weltkriegs wurde die Familie Wallenstein 1945 durch den Staat enteignet. Der tschechische Staat hat aber für eine angemessene Erhaltung gesorgt. Die Besichtigung des Schlosses ist sehr lohnenswert. In der Wiener Zeitung lesen wir 

'Das hufeisenförmige Schloss Münchengrätz, das Wallenstein mitsamt der dazugehörigen Herrschaft im Jahr 1623 als Konfiskat gekauft hatte, lohnt einen Besuch. Václav Budovec z Budova, der im Jahr 1621 am Altstädterring in Prag als einer der Anführer des Ständeaufstands hingerichtet wurde, hatte das Renaissanceschloss, das später durch die Familie Wallenstein umgebaut und erweitert wurde, errichten lassen. Beim Rundgang durch die prunkvollen Räumlichkeiten des Schlosses bekommt man reiche Interieurs, darunter Sammlungen von chinesischem, japanischem, Wiener- und Meißnerporzellan sowie Delfter Fayence-Porzellan zu Gesicht, aber auch die Waffenkammer, der Musiksalon und vor allem die Wallensteinsche Bibliothek können sich sehen lassen. Diese Bibliothek mit rund 22.000 Bänden wurde vom nordböhmischen Dux hierher übersiedelt. Sie enthält die Verlassenschaft des alternden Frauenhelden Giacomo Casanova (1725-1798), der im Alter als Bibliothekar auf dem Schloss Dux angestellt war und dort seine berühmten Memoiren "Histoire de ma vie" und andere Werke verfasst hat.' 

Der Schlosskomplex ist heute Bestandteil der Via Sacra


Angrenzend an den Schlosspark befindet sich das ehemalige Kapuzinerkloster mit der Kapelle der Heiligen Anna. In dieser Kapelle fanden die Gebeine Albrecht von Wallensteins nach einer Umbettung 1785 ihre letzte Ruhestätte.


Schloß Münchengrätz






Kapelle der heiligen Anna





Grabmal des Herzogs Albrecht von Waldstein (Schillers "Wallenstein")

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