Mittwoch, 3. Dezember 2014

Wanderung um Klein Iser im Herzen des Isergebirges

Ein Gastbeitrag von Björn Ehrlich, Zittau-Hörnitz

Der einzige direkt im Innern des Isergebirges gelegene Ort ist Klein Iser (Jizerka), sieht man einmal von den Überbleibseln von Groß Iser und Carlsthal im polnischen Isergebirge ab. Auf einer Höhe von knapp 900 m zieht sich der Ort zwischen Welschem und Mittleren Kamm entlang der Kleinen Iser hin, die wenigen Häuser liegen verstreut inmitten der moorigen Wiesen zwischen den beiden Kämmen. Dieser Ort in seiner rauen Umgebung übt schon immer auf seine Besucher einen besonderen Reiz aus, auch wenn die großen Waldbestände, welche das Dorf einst umgaben, durch die Umwelteinflüsse stark dezimiert wurden. Inwiefern die Wiederaufforstung erfolgreich verlaufen wird, bleibt angesichts der weitgehend beibehaltenen Monokultur abzuwarten. Unterdessen fallen aber auch Einpflanzungen von Laubgehölzen auf, wodurch der Waldbestand stabiler und weniger anfällig gegen Schädlingsbefall sein sollte.

Wer nach Klein Iser kommt, erinnert sich fraglos und gern an Gustav Ginzel, das Original des Isergebirges, den Weltenbummler, und an sein Misthaus (Hnojový Dům), welches leider 1995 nebst der ausgefallenen Raritätensammlung vollständig abbrannte. 


Unvergesslich sind die Nächte in dieser Herberge, die Szene, die hier verkehrte und natürlich der Hausherr selbst (wenn er nicht gerade auf Reisen war), mal kauzig charmant, mal informativ und weltoffen – immer der Staatsmacht ein Dorn im Auge. Bald nach dem Brand entstand ein neues Misthaus, zu großen Teilen aus Spenden finanziert, die durch einen Freundeskreis aufgebracht wurden. Das Flair des alten Mithaus ging jedoch in den Flammen verloren. Traurig ist aber auch, dass sich offenbar die Türen des Hauses nach dem Tod von Gustav Ginzel für immer schlossen. Der Mann und das Haus hätten es verdient, dass ihnen an dieser Stelle eine Stätte des Gedenkens offen bleibt, in welcher Form auch immer.

Vis á vis vom Misthaus ist derzeit emsige Bautätigkeit im Gange. Wie die Sächsische Zeitung am 23.11.2012 vermeldete, soll hier eine neue Pension entstehen, welche die Gemüter erregt, da man befürchtet, dass der einzigartige Ort überfrachtet werden und dessen Charakter und die Natur gestört werden könnten. Die Baugenehmigung wurde bereits 1998 erteilt. Man beruft sich dabei auf eine frühere Gaststätte, welche auf diesem Grund gestanden haben soll. Weitere Baugenehmigungen soll es in Klein Iser bis auf weiteres nicht geben. Das ist auch gut so, denn es ist etwas Wahres an dem Wort eines Anwohners : „Jizerka ist die letzte verzauberte Ecke im Isergebirge“.

Unser Ziel sind heute die Raubschütz- und Törmelfelsen auf dem Mittleren Kamm (Střední jizerský hřeben). Von diesen Felspartien bietet sich ein weitgreifender Blick zu den hohen Bergen des Isergebirges, dem Riesengebirge und der Großen Iserwiese. In diesem ziemlich unwegigen, früher wildreichen Gebiet haben einst die legendären Raubschützen des Isergebirges ihr Unwesen getrieben. Andreas Prescher hat diese Umtriebe mit seinem liebevoll gestalteten Buch 'Die Raubschützen im Isergebirge' (Eigenverlag 2009) in Erinnerung gebracht und sich auch durch sein Engagement für die Pflege von Kreuzen und Tafeln in den Iserbergen verdient gemacht. 


Zum Warmlaufen nehmen wir zunächst den Welschen Kamm (Vlašský hřeben) in Angriff, denn auch dessen Rücken ziert eine namenlose Felsformation, von der aus man die Täler gut überblicken kann. Im Winter bin ich mit den Skier bereits dahin vorgedrungen. Heute müssen wir akzeptieren, das die nicht markierten Wege so feucht und moorig sind, dass ein Durchkommen für uns nicht möglich ist. Dafür begegnen wir dem seltenen Bärlapp. Also geht es wieder hinunter nach Klein Iser und auf weniger sumpfigen Wegen hinauf zu den Raubschützfelsen (Pytlácké kameny). Nach kurzer sonniger Rast und einem Blick von den Felsen in die Landschaft ziehen wir weiter zu den Törmelfelsen (Věžní skály). Langsam zieht Schlechtwetter auf. Der erste Schnee des baldigen Winters dürfte nicht mehr lange auf sich warten lassen. Noch ist es trocken, als wir wieder Klein Iser erreichen. So lassen wir die Gelegenheit nicht ungenutzt und nehmen schnell noch den Buchberg (Bukovec), den Hausberg von Klein Iser, in das heutige Programm auf. Von seiner Lehne bietet sich die beste Aussicht über den Ort. Der Blick hinüber zum Riesengebirge ist aber bereits eingetrübt, Zeit also, sich auf den Heimweg zu begeben.



Bärlapp am Welschen Kamm


Ansichten von Kleiniser - Blick zum Buchberg



Das Misthaus 1977 …


… und das neue Misthaus


Nebenan entsteht eine neue Pension


Bei den Raubschützfelsen






Blick zur Tafelfichte (Hintergrund)


Blick zur Großen Iserwiese (Hala Izerska)



Aussicht von den Törmelfelsen


Zurück in Kleiniser - hier drinn, in der Kleinen Iser,  kann man nach Iserine und Saphire schürfen, wenn man (wie wir, M.S., B.E.) die richtige Stelle kennt ...





Die ehemalige Dorfschule, Heimat eines ausgestopften Fichtenammer


Blick über Kleiniser


Blick vom Buchberg



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