Dienstag, 13. August 2013

Ausflug in die Ruinenstadt von Pompeji - Teil 1

Ein Gastbeitrag von Björn Ehrlich, Zittau-Hörnitz

Bereits als Kind faszinierte mich die Geschichte des Untergangs von Pompeji. Mein Vater war während des Krieges in der Region stationiert und hatte zahlreiche Bildserien von den Ausgrabungen in seinem Besitz. Ich wollte dieses Weltkulturerbe am Fuß des Vesuv einmal mit eigenen Augen sehen.

Von der Amalfiküste sind die Ausgrabungen in einer guten Stunde zu erreichen. Mit einem Navi kann gar nichts schief gehen, nur fahren muß man selber. So lernt man an diesem Tage nicht nur das traurige Ende Pompejis kennen sondern auch die Besonderheiten des italienischen Verkehrswesens:

Vergessen Sie alles, was Sie in der Fahrschule gelernt haben. Gefragt ist Mut zur Lücke ! Tunnelblick ein und los geht es. Wer Lücke hat fährt und muß auch mal einem die Vorfahrt lassen, der gar nicht dran ist. Dann kommt man irgendwann auch ans Ziel, mit etwas Glück ohne Schramme. Unmutige wählen den Umweg über die Autobahn.

Der Aufstieg von Pompeji begründete sich im VII Jhd. v. Chr., als etruskische Stämme hier siedelten, begünstigt durch die Lage am Meer, die schiffbare Flußmündung des Sarno und verschiedene Handelsstraßen, die hier aufeinander trafen. Die weitere Entwicklung wurde zunächst durch die griechische Eroberung und deren Verdrängung Ende des V. Jhd. v. Chr. durch den Stamm der Samniter aus dem Landesinneren geprägt. Unter den Samnitern entwickelte sich die Stadt zu einem Handelszentrum (vorwiegend für Öl und Wein) und gewann ihren Reichtum. Auch nach dem Sieg Roms über die Samniter (290 v. Chr) behielt die Stadt ihre Autonomie. Der wirtschaftliche Aufstieg schritt unverändert fort und drückte sich in luxuriösen Häusern, Gärten, Tempeln und öffentlichen Plätzen aus. Erst 89 v. Chr. unterwarf sich die Stadt und wurde römische Kolonie, um dem sicheren Untergang im Falle einer kriegerischen Auseinandersetzung zu entgehen.  Die neuen Machthaber brachten die römische Lebensart nach Pompeji, es entstanden die Thermen, die Theater und mit dem Kaiserkult ging eine neue Prachtentfaltung einher. So konnten die Einwohner der Stadt noch etwa 150 Jahre ihren Luxus genießen, dann nahte der Untergang.

Im Jahre 62 n. Chr. kündigte sich die Katastrophe durch ein starkes Erdbeben der Stärke 9 auf der Richterskala an. Die Hälfte der Stadt wurde zerstört, es gab Tote und gewaltige Schäden. Noch während des Wiederaufbaus brach am 24. August im Jahre 79 n. Chr. der Vesuv explosionsartig aus.

'Das siliziumreiche Magma stieg aus der Tiefe empor. Die in dieser Art von Magma aufgelösten Gase wechselten vom flüssigen Zustand in Gasblasen. Als ihr Anteil 50% erreichte, ließ der Druck der sich ausdehnenden Blasen den oberen Teil des Vulkans explodieren.

Die Eruption war eine Mischung aus Bimsstein, Asche und Felsstücken in einer Gasmasse, die an die Oberfläche stieg und mit enormer Geschwindigkeit ausgestoßen wurde.

Große Staub- und Bimssteinwolken dehnten sich in Höhe und Breite aus und bedeckten schnell das Gebiet in dünnen Schichten (pyroklastische Ablagerungen). Die Schwefelgase und der Staub erstickten die Bevölkerung von Pompeji, das anschließend von der Vulkanasche begraben wurde.' (*)

Tektonisch gilt das Gebiet am Golf von Neapel weiterhin als gefährlich. Seit dem Untergang von Pompeji hat es weitere, teils heftige Ausbrüche und Erdbeben in der Region gegeben, zuletzt 1944. Die potentielle Gefahr ist bekannt, scheint aber angesichts der dichten Besiedelung um die Region Neapel weitestgehend ignoriert zu werden. Man kann nur hoffen, daß für den Ernstfall schlagkräftige Evakuierungspläne vorhanden und erprobt sind.

Bereits im Jahre 1526 stieß man bei Kanalbauarbeiten auf Reste der Ruinenstadt. Aber erst im Jahre 1860 begannen die systematischen Grabungen mit wissenschaftlicher Genauigkeit. Heute erstrecken sich die Ausgrabungen über ein Areal von ca. 44 Hektar. Pompeji gilt als die größte zusammenhängende Stadtruine der Welt. Dabei sind mehr als zwei Drittel noch nicht erkundet. Schlimmer ist jedoch, daß aufgrund mangelnder finanzieller Ausstattung das Weltkulturerbe dem Verfall ausgesetzt ist. Trotz der Warnung von Archäologen stürzten nach Regenfällen 2010 Gebäudekomplexe ein und sind unwiederbringlich verloren.

Pompeji wird jährlich von ca. 2 Mio. Gästen besucht. Unabhängig davon, ob fließende Gelder, sei es aus Eintrittsgeldern, sei es aus finanziellen Fonds der UNESCO oder des italienischen Staates bei den üblichen undurchsichtigen Verhältnissen vollständig ihrer Zweckbestimmung zugeführt werden, ist es unvorstellbar, daß die Erhaltung und weitere Erforschung dieses einmaligen Kulturerbes gesichert werden kann. Es herrscht Notstand.

Freilich wäre es denkbar, hier und anderenorts das Weltkulturerbe zu erforschen, zu erhalten und zu schützen, wenn die verschleuderten Milliarden für Kriege, Rüstung, Spionage, Steuergeschenke und sonstige nationale Nabelschauen für sinnvollere Aufgaben verwendet würden. Dazu bedarf es vor allem einer vernünftigen politischen Elite. Daran scheint es jedoch zu mangeln, wie man täglich erfährt.

Wir haben uns ganztägig auf dem Gelände der Ausstellung aufgehalten und trotzdem nicht alles gesehen. Wir waren so begeistert, daß wir den Menschenauflauf, der ansonsten als Albtraum empfunden wird, gar nicht richtig wahrgenommen haben. Denen, die es in die Gegend von Neapel oder an die Amalfiküste verschlägt, sein ein Besuch von Pompeji empfohlen. Die folgenden Bilder vom Rundgang durch Pompeji sollen nicht nur dazu anregen, sondern auch daran erinnern, was auf dem Spiel steht, wenn die Bereitschaft zur Erhaltung dieses Kulturerbes nicht aufgebracht wird.

(*) Aus dem Stadtführer zu Pompeji






























www.wincontact32.de

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