Sonntag, 23. Juni 2013

Auf dem Kegelweg vom Jeschken zum Milleschauer - Prolog

Ein Gastbeitrag von Björn Ehrlich, Hörnitz und Holger Totz, Herrnhut

Hat man einmal bei guter Sicht vom Gipfel der heimischen Berge hinüber nach Nordböhmen geblickt, so ziehen einen sogleich die tief gestaffelten Kegel und Kuppen in ihren Bann, die, wie an einer Perlenschnur aufgereiht, vom Land unter dem Jeschken (Podještědí) bis ins westliche Böhmische Mittelgebirge (České středohoří) anzutreffen sind. Ragen sie zudem aus Dunst oder Nebel, so empfindet man sogleich eine romantische Stimmung, als betrachte man ein Bild von Caspar-David-Friedrich. Welcher Wanderer und Naturfreund hätte bei diesem Anblick noch nicht den Wunsch verspürt, in diese Welt einzutauchen ? Hier hat der Vulkanismus in der erdgeschichtlichen Entwicklung deutliche Spuren hinterlassen. Landschaftlich kann es diese Gegend mit allen vergleichbaren Gefilden in Europa aufnehmen, dazu gesellen sich mannigfaltige Zeugnisse böhmischer und damit zentraler europäischer Geschichte. Der Tourismus ist noch nicht stark ausgeprägt. Sollte man sagen 'Gott sei Dank' ?

Jedenfalls hat man bereits vor mehr als hundert Jahren die Reize dieser Region erkannt und seit dem Ende des 19. Jahrhunderts entsprechende Bemühungen eingeleitet. Neben Rautenweg, Schlängelweg oder Blauem Kammweg wurde 1905 auch der Kegelweg durch die in dieser Region tätigen Gebirgsvereine etabliert. Er verband den Jeschken (Ještěd) mit dem Milleschauer oder Donnersberg (Milešovka) und war gekennzeichnet durch einen Blauen Kegel auf weißem Grund. Dabei gab es streckenweise Varianten, die sich durch Spitzkegel bzw. Stumpfkegel unterschieden. Als ich davon Kenntnis erhalten hatte, war der Plan, diesen historischen Weg einmal zu laufen, schnell gefasst, eine überschaubare Zahl Mitstreiter war schnell gefunden und das Vorhaben in Angriff genommen. Die Planung erfolgte mit Hilfe historischen Kartenmaterials, auf denen der Weg verzeichnet ist (http://www.peterswald.org/Elbetal_Wanderkarte.html, http://www.peterswald.org/Boehmisches_Mittelgebirge.html ). Die alte Markierung ist uns nicht mehr begegnet und streckenweise fehlen die Wege gänzlich. Es wäre wünschenswert, wenn der tschechische Fremdenverkehrsverband die Instandsetzung dieses historischen Weges auf die Agenda setzen würde, so, wie viele kleine Denkmäler bereits restauriert wurden  (http://www.pamatky.ceskalipa.org/pamatky/obnovene1.php). Es würde die Landschaft ungemein bereichern.

Logistische Gründe ließen uns vereinzelt vom Originalweg abweichen. Möglicherweise ist der Weg dadurch deutlich länger, als die alten Angaben es vorgeben. Die Übernachtungen haben wir vorab ausfindig gemacht und gebucht. Es waren ausnahmslos hervorragende Quartiere mit sehr guter gastronomischer Versorgung, die wir gerne in den folgenden Fortsetzungen erwähnen möchten. Die Wanderung verteilte sich auf 6 Etappen und einen Epilog. Allerdings ist auf dieser Tour die anspruchsvolle Entfernung von 168 km mit 6.799 Höhenmetern zurückzulegen. Entfernung und Höhenmeter wurden durch GPS-Geräte erfasst und können Ungenauigkeiten beinhalten. Trotzdem soll es ein Hinweis darauf sein, dass eine nicht unerhebliche Belastung zu erwarten ist.

Es war eine anstrengende, aber schöne und erlebnisreiche Woche, vor allem ohne Funk und Fernsehen . Auf Kommentare von Experten konnte dabei genauso gut verzichtet werden wie auf das hysterische Geschwätz der Politiker und Journalisten, die in diesen Medien ihr Podium finden und uns die Welt zu erklären versuchen. Vor herrschte die Musik des Waldes, manchmal das Gebell der Hunde, die in vielen Grundstücken ihr Revier beschützen. Außer an den exponierten Wegpunkten und in Städten / Dörfern wird man selten anderen Menschen begegnen und man kann die einzigartige Landschaft genießen. Gern hält man sich selbst an die geltenden Regeln, die für die freie Natur aufgestellt und bei Rudolf Kauschka so formuliert sind :

'Der rechte Naturfreund wird stets wissen, was sich ziemt, was er zu tun und zu unterlassen hat, wenn er in wohlbehütete Reviere eindringt. Hat er denn überhaupt Zeit, sich mit anderem als nur Natur zu beschäftigen ? Stürmen nicht tausende ihrer Stimmen und Erscheinungen auf ihn ein, ein Reichtum, kaum zu fassen ? Er muss seinen engen, oft ärmlichen Alltag hinter sich lassen können, um sich mit der Natur aufs innigste zu verbinden. Je mehr er zu schweigen versteht, wenn rings um ihn ihre wunderbaren Werke reden, desto eher wird ihm ihre tiefste Schönheit offenbar werden. Ja, es scheint fast, als ob die Natur nur den großen, lauteren und einsamkeitsstarken Herzen ihre köstlichen Genüsse schenke'. 



Marktplatz in Oschitz (Osečná)


Der Deviner Teich (Devinsky rybnik)


Der Hammersee, mit Devin und Spitzberg


Gipfel des Lausitzer Gebirges, Laufberg (Brništský vrch) und Ortelsberg (Ortel)


Der Roll (und hier etwas zur Geschichte der uralten Burg auf seinem Gipfelfelsen)


Marktplatz in Böhmisch Leipa (Česká Lípa)


Blick zurück beim Aufstieg zum Koselberg (Kozly)


Wilscht (Vlhošť) und Ronberg (Ronov) tauchen auf (und hier etwas zur Geschichte der Ronburg)


Abendrot am Kapellenberg in Neuland (Ostré)


Der Neuländer Kapellenberg


Der Geltsch (Sedlo) mit Geltschhäusern (Jeleč )


Blick vom Geltsch in das westliche Böhmische Mittelgebirge


Marktplatz in Leitmeritz (Litomerice)


Bei Wopparn (Oparno) ist man schon nah dran am Milleschauer (Milešovka)


Milleschauer Berg oder Donnersberg mit Schloß Milleschau


Die Heckenrosen blühen am Milleschauer Berg


Die Ortslage von Kotzauer (Kocourov) mit Lippenberg (Lipská hora)


Die Skyline des Böhmischen Mittelgebirges ( von links Vršetín, Plösche (Plešivec) und Woltarschik (Oltářík)


Ortsansicht von Milleschau mit Donnersberg


Milleschauer Kirche mit Donnersberg


Marterl mit Wostrey (Ostry) in Wellemin (Velemín)


Suttomer Schloß mit Plösche und Woltarschik


Blick von Kotzauer zur Hasenburg, links der Kostial (Košťál)


Der Suttomer Berg (Sutomský vrch)


Die Elbe mit Lobosch (Lovoš)



Prolog
Etappe 1: Vom Jeschken nach Neuland
Etappe 2: Von Neuland über Reichstadt nach Böhmisch Leipa
Etappe 3: Von Böhmisch Leipa nach Neuland bei Auscha
Etappe 4: Von Neuland bei Auscha nach Kutteslawitz
Etappe 5: Von Kutteslawitz nach Groß Tschernosek an der Elbe
Etappe 6: Von Groß Tschernosek an der Elbe nach Kotzauer
Epilog

www.wincontact32.de


2 Kommentare:

  1. Ein ganz ganz feiner Text, und schöne Bilder. Vielen Dank!

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  2. Danke für das Erwecken des historischen Kegelweges, man möchte gleich los! Gibt es eure Tour vielleicht als gpx Track, oder übersah ich den Hinweis?

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