Donnerstag, 25. Oktober 2012

Impressionen aus Griechenland - Santorin Teil I

Ein Gastbeitrag von Björn Ehrlich, Zittau-Hörnitz

Brief an die Griechen in eigener Sache
von Björn Ehrlich

Liebe Griechen, 

gerade bin ich aus Eurem Land zurückgekehrt. Ich war das erste mal da und, um es gleich vorauszuschicken, ich war begeistert von Land und Leuten. Ihr habt einen neuen Freund gewonnen. 

Insgeheim hatte ich mir vorgenommen, mal zu schauen, wie Ihr über Eure Verhältnisse lebt und wo die vielen Milliarden geblieben sind, denen alle so nachtrauern. Leider muss ich diesbezüglich eine Fehlmeldung erstatten. Mir ist nichts nennenswertes aufgefallen. Na gut, Ihr habt fast überall Klärsysteme gebaut, das ist ja auch in Ordnung so, weil der Gast ja nicht im Meer baden will, wo gleich nebenan die Abwasserrohre einspülen. Außerdem haben wir das hier im Osten vor 20 Jahren auch sofort in Angriff genommen und damit war allen geholfen, denn das Geld, was dafür gestiftet wurde, floss gleich wieder dahin zurück, wo es hergekommen ist, in dem Falle in die Taschen der Ingenieurbüros und der Ausrüster der Maßnahmen. Wie ist das eigentlich bei Euch gelaufen ? 

Also, es sind mir nur so ein paar Kleinigkeiten aufgefallen, bei denen man ein bisschen mehr Effizienz erzielen könnte. Muss es wirklich sein, dass in jeder größeren Ortschaft öffentliche Toiletten zur Verfügung stehen, die sogar sauber sind und kostenlos genutzt werden können ? Das gibt es ja nicht einmal bei uns ! Hier wäre doch mal zu prüfen, ob man da nicht eigenständige Profitcenter etablieren könnte. 

Vollkommen unnötig erscheint mir auch, dass öffentliche Busverbindungen regelmäßig und zuverlässig den Personenverkehr regeln, manchmal sogar noch mit einem extra Schaffner (!). Das geht gleich gar nicht. Man sollte vielleicht den öffentlichen Verkehr privatisieren, denn solche Späße kann sich ein Privatunternehmen nicht leisten. Vielleicht könnte man den Nahverkehr dann ganz einstellen und so eine Menge Geld sparen. 

Es gibt ja ziemlich viel historische Bausubstanz, Tempelanlagen, schöne Kirchen und die Kouros-Statuen haben wir gesehen. Ist das nun wirklich nötig, dass diese Anlagen weiter gepflegt werden ? Man kann sich heute so etwas im Internet ansehen, da muss man nicht hinfahren, geschweige denn dafür Geld ausgeben. 

Aufgefallen sind mir noch die Gehwege in manchen Orten, die mit Marmorplatten ausgelegt sind. Ist dieser Luxus in der Krise wirklich angebracht ? Das Material könnte man in deutschen Städten verlegen, die sich so etwas leisten können (kleiner Hinweis : bitte prüfen, ob die Fracht- und Verlegekosten schon im Preis verrechnet sind). 

Der rege Fährverkehr auf dem Meer kam mir sehr verdächtig vor. Man kann ja jede Insel täglich mehrmals erreichen, rechnet sich das ? Wenn man da etwas auf die Bremse treten würde, könnte man den zügellosen Zustrom von Urlaubern weiter eindämmen, die ja sowieso nur kommen, weil sie denken, momentan sei alles sehr billig bei Euch. Ihr müsstet dann keine Vorteilsangebote mehr unterbreiten, die ohnehin defizitär sind. Nachsatz : mir wurde erzählt, an dem Problem mit den Fähren würde bereits gearbeitet. Also, geht doch. 

Mir fallen eigentlich noch eine Reihe weiterer verbesserungswürdiger Verhältnisse auf, aber mal im Ernst, ich kann mir nicht vorstellen, dass man damit so viele Milliarden vernichten kann. Wo sind sie also geblieben? Verzweifelt habe ich mal gegoogelt und mindestens einen Ansatz gefunden: http://www.griechenland-blog.gr/tag/ruestungsexport/ . Ist das nicht der Hammer ? Ich will doch wenigstens hoffen, dass die € 290 Mio Schmiergeld gerecht unter das Volk verteilt wurden (der Obolus für die Olympiade nicht eingerechnet), zu erwarten ist es wohl eher nicht. Tja, liebe Griechen, was kann man Euch da anderes raten, als Euren Eliten auf die Finger zu schauen und auf die Füße zu treten ? Es ist halt überall das Gleiche. 

Wie gesagt, mir hat es sehr gut bei Euch gefallen und ich war erstaunt, wie Ihr gelassen mit den Problemen umgeht. Ich danke Euch für die schönen Eindrücke und ich komme gerne wieder (wenn ich noch darf) 

Bis bald.























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