Freitag, 13. April 2012

Etwas zum Engelmannschen Himmelsglobus von 1690 in Zittau

Der von George Engelmann im Jahre 1690 geschaffene Himmelsglobus, der seit 1710 die berühmte Zittauer Ratsbibliothek zierte, kann wieder im Zittauer Stadtmuseum besichtigt werden. Er hatte seit 1945 arg gelitten und wurde erst vor einigen Jahren mit Unterstützung der Deutschen Stiftung Denkmalschutz wieder von Grund auf restauriert. Näheres dazu finden Sie hier (von wo auch die Abbildung verlinkt ist).

Etwas über die Hintergründe, wie dieser außergewöhnliche Globus in den Besitz der Zittauer Ratsbibliothek gelangt ist, kann man in dem 1811 erschienenen Buch "Geschichte und Merwürdigkeiten der Ratsbibliothek in Zittau", verfaßt von M. Johann Gottfried Kneschke, erfahren. Es heißt dort:

In Oberoderwitz bey seinem Schwiegersohne, dem Mag. Schön, lebte damals als Emeritus der ehemalige Diakonus zu Meffersdorf und Pastor zu Wigandsthal, M. George Engelmann. Er war nicht blos ein guter Theolog, sondern auch ein vorzüglicher Orientalist, Astronom und Mathematiker. In seinen Nebenstunden verfertigte er mit vieler Mühe und mit besonderm Fleiße einen sehr schönen Himmelsglobus aus Gyps. Bey seinem Abgange von Meffersdorf hatte er denselben nach Görlitz bringen lassen, wo ihm ein Haus eigenthümlich angehörte. Der Rector Hofmann lebte mit dem M. Schön in vertraulicher Freundschaft. Beyde Personen brachten es durch wenige Worte dahin, daß Engelmann diesen Globus für die Bibliothek bestimmte. Er wurde daher am dritten July 1710 von Görlitz nach Zittau abgeholt. Er ist von ziemlicher Größe, der Horizont von Messing, der Meridian von Eisen und gemahlt, die Sterne bestehen aus glänzenden böhmischen Steinen, welche also geschnitten sind, daß man die Größe der Sterne erkennen und unterscheiden kann. An ebendem Tage, an welchem der Globus von Görlitz abgeholt wurde, trat auch zufälligerweise in Oderwitz Engelmanns Tod ein. Er wurde daselbst beerdigt und Hofmann verfertigte im Geiste der damaligen Zeit ein Leichengedicht unter der Auffschrift: "Der unvergleichlich schöne Globus cölestis, das ist der Sitz der ewigen Seligkeit, welchen der weyland Herr M. George Engelmann, in die 39 Jahre hochverdienter Diakonus zu Meffersdorf und Pastor zu Wigandsthal nach einer beschwerlichen Niedelage eingenommen, wird bey dem am 14. July angestellten Leichenbegängnisse nach Anleitung des feinen Globi, welchen der selig Verstorbene im Leben mit eigener Hand verfertigt hat und nunmehr die Zittauische Bibliothk besitzt, in eine erbauliche Betrachtung gezogen von M. Gottfried Hofmann, des Zitt. Gymn, Rector. Zittau, druckts Michael Hartmann. Ein Bogen. Auch vergleiche man: Kurze Nachricht von Herrn M. George Engelmann, erstem Diakono zu Wigandsthal und Meffersdorf, zusammengetragen von Johann Ehrenfried Frietsche, Pfarrern daselbst. Lauban 1758. 2 1/2 Bogen in Quart."

P.S.
Ob der Grabstein von Mag. Engelmann, der nach C.A. Pescheck (1821) einen Himmelsglobus zeigt, noch auf dem Friedhof der Niederoderwitzer Kirche vorhanden ist, muß ich mal gelegentlich erforschen...

www.wincontact32.de

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